Das Hochfeld: damals und heute
Woher kommt der Name "Hochfeld"?
Bevölkerung
Das Hochfeld ist der 13. Stadtbezirk Augsburgs und beheimatet (Stand Dezember 2023) insgesamt 10.425 Personen. Wie in vielen Stadtteilen Augsburgs ist der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund recht hoch. Das Durchschnittsalter der Bewohner ist gesunken, da in den letzten Jahren durch die Nähe der Universität sehr viele Studenten in den Bereich des Hochfelds gezogen sind, unter anderem in die neu gebauten Studentenwohnanlagen.
Historische Einordnung
1806 verlor Augsburg seinen Rang als freie Reichsstadt und damit den Status eines Stadtstaates. Sie wurde in das neu gegründete Königreich Bayern integriert. Umgehend wurde Augsburg in eine Garnison der Königlich Bayerischen Streitkräfte und in eine Festung mit starken Wällen verwandelt. Als dann Augsburg 1866 seinen Status als Festung aufgeben durfte, konnte sich die Stadt endlich erweitern. Vor die historische Stadt wurden moderne Kasernen gebaut. So entstand schon 1850 die Prinz Karl Kaserne mit dazugehörigen Wohnhäusern für die Offiziere. Geografisch beginnt hier, an der Morellstraße, das Hochfeld und gibt dem anschließenden Wohnquartier seinen Namen. Um das Jahr 2000 wurde das Kasernengelände in ein Wohnquartier umgewandelt. Das nun so genannte Prinz-Karl-Viertel firmierte als externes Projekt der Expo Hannover.
Bebauung im Laufe der Zeit
Frühes 20. Jahrhundert
Nachkriegszeit
Nach dem ersten Weltkrieg herrschte große Wohnungsnot. Der nächste Bauabschnitt des Hochfelds begann. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte eine eigene Wohnbaugesellschaft gegründet. Im Dritten Reich in „Neue Heimat“ umbenannt, baute diese Gesellschaft große Wohneinheiten, wie das heute so bezeichnete Bösch-Karree. Weiterer Wohnbedarf entstand durch die südlich angrenzenden Messerschmitt-Flugzeugwerke. Hier war wieder die WBG führend. Die von ihr gebauten Häuser tragen über den Eingängen Symbole aus der Luftfahrt in Form von runden Tonreliefs.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde durch die US-Besatzer ein Teil der Bewohner des Hochfelds vertrieben. Die so genannten „Displaced Persons“, ehemalige Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene wurden in die somit frei gewordenen Wohnungen einquartiert.
In den fünfziger Jahren wurde dann, wie in ganz Deutschland, in Rekordtempo Wohnraum geschaffen. Es galt, Millionen von Heimatvertriebenen und Ausgebombten ein Dach über dem Kopf zu schaffen. So wurden Baulücken geschlossen und der Stadtteil nach Süden vorgeschoben. Selbst Baracken, die Standardbauten aus dem zweiten Weltkrieg, standen südlich der Eisenbahnerwohnungen. Sie wurden später ersetzt durch Einfamilienhäuser, die etwas deplatziert zwischen den großen Komplexen wirken.
Ab den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde sehr viel Wohnraum im Hochfeld privatisiert, wobei auch Mietwohnungen in Eigentumswohnungen verwandelt wurden. Vorher hatten mehrere Baugenossenschaften ihre Wohnblocks verkauft. Sie gingen durch mehrere Hände. Aktueller Eigentümer ist die Fa. Vonovia. Die Pleite der Neuen Heimat in den neunziger Jahren brachte viele Wohnungen auf den Markt. Mit der Privatisierung einher ging ein starker Modernisierungsschub, der auch vor den Mietwohnungen nicht Halt machte, ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.
Ebenfalls in den letzten Jahren wurden die letzten Baulücken im Stadtteil Hochfeld durch private Investoren geschlossen. Noch völlig offen ist die Umgestaltung von Teilen des ehemaligen Bahnbetriebswerkes (Bw), welches von den DB Immobilien an einen Investor verkauft worden ist. Auf einer kleinen Teilfläche des Bw konnte sich als Kultur- und Museumsprojekt der Bahnpark etablieren. Die andere Hälfte – immer noch bahntechnisch genutzt – hat eine eisenbahntechnische Renaissance erlebt: Noch nie wurden so viele Eisenbahnfahrzeuge auf dem Hochfeld gewartet wie heute!
Betrachten wir die Flächen östlich des Alten Postwegs: Sie waren früher von Sportplätzen bedeckt. Im Jahr 1965 wurde die Bezirkssportanlage Süd östlich der Haunstetterstraße eröffnet. Die freigewordenen Flächen am alten Postweg wurden bebaut. Ein neues Werk der Fa. Siemens entstand und hatte in der besten Zeit mehrere tausend Beschäftigte. Heute nennt sich die Anlage Technopark. Dazu entstanden beginnend 1967 die neuen Berufsschulen am Alten Postweg und an der Haunstetterstraße.
Die Bebauung südlich der Kasernen begann im Jahr 1906. Der Bahnhof Augsburg war 1846 von seinem ursprünglichen Platz vor dem Roten Tor an seinen heutigen Platz verlegt worden. Man brauchte einen Durchgangsbahnhof für die Ludwig-Süd-Nord-Bahn, die von Lindau nach Hof führte. Dazu musste durch die Hochterrasse für die schon vorhandene Bahnstrecke München – Augsburg ein Durchstich gegraben werden, um beide Strecken im neuen Bahnhof zu vereinigen. Dieser Durchstich wird heute von drei Brücken überquert.
Schon 40 Jahre später reichte der Platz im Bahnhof für die gestiegenen Transporte nicht mehr aus. Deshalb verlegte man die Hauptreparaturwerkstätte von der Rosenaustraße auf das damals unbebaute Hochfeld. Die später als Bahnbetriebswerk bezeichnete Anlage entstand und wurde eine der größten in Bayern. Das Werksgelände erstreckte sich von der Schertlinstraße im Norden bis zur heutigen Messe im Süden, begleitet von der Firnhaberstraße. Mit dem Bau des Werkes ging auch Wohnbebauung einher, denn für wichtige Eisenbahnberufe bestand sehr lange die Residenzpflicht. Für die Umsetzung der nötigen Wohnbebauung wurde die Baugenossenschaft der Eisenbahner in Schwaben gegründet. Die damals errichteten Wohnblocks stehen an der Schertlinstraße und am nördlichen Teil der Firnhaberstraße. Ebenfalls aktiv im Wohnungsbau war die Wohnbaugesellschaft Augsburg, die WBG. Sie baute u.a. den Römerhof, der 1996 abgerissen und durch sie neu aufgebaut wurde.
Spätes 20. Jahrhundert bis heute
Infrastruktur
Die Struktur des Hochfelds ist geprägt durch Wohnbebauung. In den fünfziger Jahren gab es eine gut ausgebaute Nahversorgung. Vom Süden bis Norden verteilten sich Geschäfte für den täglichen Bedarf. Milch, Fleischprodukte und Brot wurden in separaten Geschäften vertrieben. Milch wurde damals offen verkauft und aus Kannen gepumpt. Es gab mehrere Ladenkolonien, die am Alten Postweg und an der Hochfeldstraße noch zu besichtigen sind. An der Von-Parsevalstraße gab es einen dreiteiligen Laden mit Milch, Fleisch und Lebensmittelbereich. Als die Milch verpackt wurde, konnte der damalige Besitzer die drei Geschäfte zusammenfassen, indem er auch eine Kühltheke einführte. Heute befindet sich in den Räumen eine Kindertagesstätte. Gastronomie war damals gut entwickelt. Spitzenreiter war die Gaststätte im Römerhof, mit Festsaal, Biergarten und eigenem Bierkeller. Daneben gab es noch mehrere kleine Etablissements. Auch ein Kino zeigte seine Filme. Heute konzentriert sich die Nahversorgung auf den Norden, im Bereich der Schertlinstraße und des Alten Postwegs.
Es gibt eine Katholische (St. Canisius) und eine Evangelische Kirche (Paul-Gerhard). Beide erhalten jedoch so wenig Zuspruch, dass sie nur noch Filialen der Kirchen im Universitätsviertel sind.
Die Gemeinde Paul-Gerhard betreibt auch einen Kindergarten. Ein weiterer evangelischer Kindergarten ist das Spatzennest im Prinz-Karl-Viertel. Für die ganz Kleinen gibt es in der Von-Parceval-Straße die Krippe Krümelkiste, die vom SOS Kinderdorf betrieben wird. Die städtische Kindertagesstädte in der Immelmannstraße und die Kinderwelt unterhalb des Alten Postwegs beherbergen jeweils Krippen- und Kindergartengruppen. Mitten im Hochfeld liegt die Kerschensteiner Grund- und Mittelschule. Der Ostrand des Hochfelds wird durch einen Gürtel von Berufs- und weiterbildenden Schulen geprägt.
Ein echtes Zentrum fehlt dem Hochfeld, jedoch bestünde im Umgriff Kerschensteinerschule – Hochfeldpark – Städt. Kindertagesstätte – Mehrgenerationentreff (im Römerhof) mit seiner ungenutzten Terrasse die Chance dafür. Unter anderem dafür möchte sich der Verein Unser Hochfeld e.V. einsetzen.
Verkehrserschließung
Die Buslinie 41 erschließt das Quartier in der gesamten Länge, die Straßenbahnlinie 3 ist für viele leicht erreichbar. Dies gilt auch für den öffentlichen Schienennahverkehr, da zwei Haltepunkte an der Haunstetterstraße und an der Morellstraße gut erreichbar sind. Ein Problem stellt der Schwerverkehr auf der Firnhaberstraße dar, weil die vorhandenen Gewerbe nur hierüber erreichbar sind. Diese Straße ist für diese Verkehrsart nicht geeignet. Hier müsste die Stadt dringend handeln, was aber nur mit öffentlicher Beteiligung passieren darf.
Blick in die Zukunft
Entlang der Firnhaberstraße zieht sich das Gelände des ehemaligen Betriebswerks der DB hin. Auf dem von der DB aufgegebenen und an Immobilienentwickler verkauften Gelände steht eine Reihe denkmalgeschützter Gebäude. Dies und weitere Herausforderungen wie etwa die verkehrstechnische Erschließung machen die Bebauung zu keiner leichten Aufgabe. Der Verein Unser Hochfeld e.V. drängt hierbei auf eine Miteinbeziehung der Bevölkerung, damit dieses Projekt Gewinn und nicht Belastung für den Stadtteil wird. Nähere Informationen hierzu finden Sie direkt beim >> Projekt Firnhaberstraße